CASTEL GANDOLFO, 2. Oktober 2006 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen die Ansprache, die Papst Benedikt XVI. am 1. Oktober zum Angelus-Gebet gehalten hat.
Der Heilige Vater rief die Gläubigen dazu auf, die „Schönheit des so einfachen und so tiefen Gebets“ des Rosenkranzes neu zu entdecken und „glaubwürdige Zeugen des Evangeliums der Liebe“ zu sein.
* * *
Liebe Brüder und Schwestern!
Am heutigen 1. Oktober möchte ich bei zwei Aspekten innehalten, die diesen Monat in der Gemeinschaft der Kirche kennzeichnen: das Gebet des Rosenkranzes und das Engagement für die Mission.
Am kommenden Samstag, den 7. Oktober, werden wir das Fest der allerseligsten Jungfrau vom Rosenkranz feiern, und es ist so, als lade uns die Madonna jedes Jahr dazu ein, die Schönheit dieses so einfachen und so tiefen Gebets neu zu entdecken. Der geliebte Johannes Paul II. war ein großer Apostel des Rosenkranzes: Wir erinnern uns an ihn auf Knien und mit dem Rosenkranz in Händen, versunken in die Betrachtung Christi, so wie er es uns selbst im Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariae zu tun aufgefordert hat.
Der Rosenkranz ist ein kontemplatives und christozentrisches Gebet, das nicht von der Meditation der Heiligen Schrift getrennt werden kann. Er ist das Gebet des Christen, dem Maria auf der Pilgerreise des Glaubens vorangegangen ist, auf dem er fortschreitet hin zur Nachfolge Jesu. Ich möchte euch dazu einladen, liebe Brüder und Schwestern, den Rosenkranz während dieses Monats in der Familie, in den Gemeinschaften und in den Pfarreien für die Gebetsanliegen des Papstes, für die Mission der Kirche und für den Frieden in der Welt zu beten.
Oktober ist auch der Missionsmonat, und am Sonntag, den 22. Oktober, werden wir den Weltmissionssonntag feiern. Die Kirche ist in ihrem Wesen missionarisch. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21), sagte der auferstandene Christus zu den Aposteln im Abendmahlssaal. Die Sendung der Kirche ist die Verlängerung der Sendung Christi: allen die Liebe Gottes zu bringen, indem sie mit den Worten und mit dem konkreten Zeugnis der Nächstenliebe verkündigt wird.
In der Botschaft zum kommenden Weltmissionssonntag wollte ich die Nächstenliebe als „Seele der Mission“ vorstellen. Der heilige Paulus, der Völkerapostel, schrieb: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14). Möge sich jeder Christ diese Worte in der freudigen Erfahrung aneignen können, dort Missionar der Liebe zu sein, wohin ihn die Vorsehung gestellt hat – voller Demut und Mut im Dienst des Nächsten, ohne Hintergedanken. Und möge er dabei die Kraft der frohen und wirksamen Nächstenliebe aus dem Gebet schöpfen (vgl. Deus caritas est, 32-39).
Die universale Patronin der Missionen ist – gemeinsam mit dem heiligen Franz Xaver – die heilige Theresia vom Kinde Jesu, karmelitische Jungfrau und Kirchenlehrerin, deren Gedenktag wir heute begehen. Sie, die uns als „einfachen“ Weg zur Heiligkeit die vertrauensvolle Hingabe an die Liebe Gottes gezeigt hat, möge uns beistehen, glaubwürdige Zeugen des Evangeliums der Liebe zu sein. Die allerheiligste Maria, Jungfrau vom Rosenkranz und Königin der Missionen, möge uns alle hinführen zu Christus, dem Heiland.
[Auf Deutsch sagte der Heilige Vater]
Einen frohen Gruß richte ich an alle deutschsprachigen Besucher, die heute am Angelusgebet hier in Castel Gandolfo teilnehmen. Besonders begrüße ich die Teilnehmer der ökumenischen Romwallfahrt der Rotary-Clubs aus Tübingen und Poitiers sowie die Pilger aus der Pfarrei Siegsdorf und dem Kloster Maria Eck.
Liebe Freunde, am Beginn des Rosenkranzmonats Oktober lade ich euch ein, mit den Augen Marias den Weg und das Wirken Jesu zu betrachten. Wie Maria, so wollen auch wir dem Herrn immer ganz nahe sein. Seine Gnade bleibe allzeit mit euch! Einen gesegneten Sonntag!
[ZENIT-Übersetzung aus dem Italienischen; © Copyright 2006 – Libreria Editrice Vaticana]