Der französische Journalistik-Student Martin de Lalaubie, 26, ist der Direktor der Web-Dokumentarfilmproduktion „Jung und engagiert – Porträts einer Kirche, die (sich) bewegt“ („Jeunes et engagés – Portraits d’une Église qui (se) bouge“), die die wichtigsten Grundsätze der Soziallehre der Kirche durch konkrete Hinweise beschreibt. Er erklärte uns das Projekt, das unter der Schirmherrschaft des Zentrums für Forschung und soziale Aktion (Centre de recherche et d’action sociales) durchgeführt wurde.
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Worin besteht das Projekt? Wie ist es entstanden?
Martin de Lalaubie: „Jung und engagiert – Porträts einer Kirche, die (sich) bewegt“ ist ein Web-Dokumentarfilm, um in jungen Menschen den Wunsch zu wecken, die Soziallehre der Kirche zu entdecken. Die Herausforderung besteht darin, das Bewusstsein unter jungen Christen zu wecken, dass diese Doktrin sehr präsent ist und dass sie bereits durch ihre Verpflichtungen leben! Um die Prinzipien dieser Lehre zu veranschaulichen, gingen wir zu einem Treffen von jungen Menschen, die in verschiedenen Handlungsfeldern tätig sind. Wir nahmen ihr Engagement als Beispiel, das wir mit Einsichten von Experten und Einblicken institutioneller Akteure angereichert haben. Mit dem Projekt wurde Anfang 2013 begonnen. Als Teilnehmer an einer Fortbildung über die Soziallehre der Kirche wurde mir klar, dass nur sehr wenige junge Menschen diese kennen, weil es keine Unterstützung darin für meine Generation gibt. Also beschloss ich, zu diesem Thema etwas für die Medien zu produzieren, die wir täglich benutzen: Video und Internet.
Warum ist die Jugend das Ziel?
Martin de Lalaubie: Wir haben uns dazu entschieden, auf junge Menschen abzuzielen, weil es einen echten Mangel an Unterstützung gibt, die uns hilft die Soziallehre der Kirche zu entdecken. Und von den ersten Rückmeldungen die wir erhalten haben, können wir klar sagen, dass sie für dieses Programm empfänglich sind!
Wenn wir das Terrain und die Aktionen verlassen, reichern wir es mit lehrreichen und institutionellen Einsichten an. Das ist keine Belehrung von oben nach unten, vielmehr wird der Reichtum betont, der das Engagement von jungen Christen von heute bedeutet, die wir der Dynamik der Soziallehre der Kirche zu zuschreiben.
Was ist die Besonderheit der kirchlichen Botschaft über die sozialen Realitäten?
Martin de Lalaubie: Christen glauben, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist. Es ist dann, im Herzen eines jeden von uns, eine kostbare Würde zu offenbaren. Das ist es, worauf sich Paul VI. in der Enzyklika „Populorum Progressio“ bezieht, wenn er von der Kirche als „Expertin in Menschlichkeit“ spricht. Bevor wir die Menschen als Massen, die Armen, die Probleme betrachten… sehen wir Frauen und Männer, die eine Würde tragen, die nichts als aufzublühen verlangt.
Ein weiteres Merkmal ist, durch unseren Glauben transportiert, dass wir in der Hoffnung leben. Wenn Franziskus uns daran erinnert, dass ein „echter Glaube […] immer den tiefen Wunsch, die Welt zu verändern, miteinschließt“ (Evangelii Gaudium), lädt er uns ein, zu teilen, aus den Kirchen herauszutreten und nicht an irdischen Problemen, die uns überwältigen wollen, zu verzweifeln. Wir alle haben eine Rolle zu spielen.
Welchen Einfluss hat diese Botschaft heute in Frankreich?
Martin de Lalaubie: Wenn einige denken, dass diese Botschaft vergessen ist, liegt das daran, dass sie sie nicht genug teilen! Die Säkularisierung hat erreicht, dass sie sich von Machtspielen zurückzieht und sich auf das konzentriert, was sie seit 2000 Jahren antreibt: Allen Menschen und dem ganzen Menschen zu dienen. Franziskus, weil er sich nicht scheut, die Übel unserer Gesellschaften mit starken Worten zu verurteilen, hilft, die Botschaft der Soziallehre der Kirche vernehmbar zu machen. Aber es liegt an jedem von uns, den Alltag zu beeinflussen, und wir werden dies in erster Linie durch unser Handeln tun. Jeder fragt sich, was „christliche Tat“ bedeutet, bei der Arbeit, mit der Familie, in der Gesellschaft…
Was kann man tun, damit die Soziallehre bei jungen Menschen nicht graue Theorie bleibt?
Martin de Lalaubie: Wir müssen das wertschätzen, was bereits existiert. Schon bei der Sitzung engagierter junger Christen wurde mir klar, dass unsere Kirche reich an jungen Menschen ist, die für eine bessere Welt kämpfen. Indem wir jedem jungen Menschen erlauben, seine Aktivitäten im Licht der Soziallehre zu betrachten, kann auch eine Tat, die unscheinbar und begrenzt erscheint teilhaben an der Lebhaftigkeit die, dieser Lehre heute innewohnt. Schließlich hebt die Arbeit an der Internetdokumentation einen kleinen Teil dieses Reichtums hervor. Also ich hoffe, dass es als Beispiel dienen wird! (mk)