Des Sommers weiße Wolkengrüße
zieh’n stumm den Vogelschwärmen nach,
die letzte Beere gärt voll Süße,
zärtliches Wort liegt wieder brach.
Und Schatten folgt den langen Wegen
aus Bäumen, die das Licht verfärbt,
der Himmel wächst, in Wind und Regen
stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt.
Der Duft der Blume ist vergessen,
Frucht birgt und Sonne nun der Wein
und du trägst, was dir zugemessen,
geklärt in deinen Herbst hinein.
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Joachim Ringelnatz (1883-1934) wurde am 7. August 1883 in Wurzen geboren. Ringelnatz, eigentlich Hans Gustav Bötticher, der des Gymnasiums verwiesen wurde, besuchte eine Privatschule, die er aber nach der Obersekunda verließ. Bis 1905 arbeitete er bei der Marine, erst als Schiffsjunge, dann als Matrose und Freiwilliger. In Hamburg absolvierte Ringelnatz anschließend eine kaufmännische Lehre, der verschiedene Tätigkeiten, unter anderem in München, folgten. In München frequentierte er das Künstlerlokal „Simplicissimus“ und trug dort auch seine eigenen Gedichte vor. Ringelnatz begann, seine Gedichte zu veröffentlichen, jedoch mit nur mäßigem Erfolg. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Bibliothekar und als Fremdenführer. Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte Ringelnatz, in verschiedenen Bereichen Fuß zu fassen. 1920 erhielt er schließlich ein Engagement an der Berliner Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“, wo er seine Werke unter dem Künstlernamen „Ringelnatz“ vortrug. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde dem Künstler Auftrittsverbot erteilt. Joachim Ringelnatz starb am 17. November 1934 in Berlin.