Papst Franziskus hat bei seiner Reise nach Ägypten eine Reihe von Forderungen formuliert, an die islamischen Autoritäten, aber auch an die Regierung gerichtet. Die Unvereinbarkeit von Gewalt und Religion hat er nicht nur mit Blick auf die terroristischen Anschläge betont, sondern jeglichem Zwang in der Religion eine Absage erteilt. Medhat Klada, Präsident der „European Union of Coptic Organizations“, vermisst Selbstkritik des Großscheichs sowie des Präsidenten.
Seine Kritik richtet sich besonders gegen die Tatsache, dass Täter, die Verbrechen an Angehörigen etwa der christlichen Minderheit verüben, meist straflos davonkommen. Klada, der in der Schweiz lebt, nennt den aktuellen Fall der Christin Marina Nashat, 17 Jahre alt, die vor rund einem Monat verschwand. Seit der Revolution im Jahr 2011 ist die Zahl der Mädchen, die ihr Schicksal teilen, stark angestiegen. Sie werden in der Regel zwangskonviertiert und zur Ehe mit einem Muslim gezwungen. In der Regel geschieht dies unter Gewaltanwendung, insbesondere Vergewaltigung. Auch werden die Kreuze, die sich Kopten ins Handgelenk tätowieren lassen, weggeätzt.
Klada erinnert auch daran, dass die Polizei am Gründonnerstag im Dorf Kom El Lofi (Gouvernorat El Minya) die Kirche geschlossen und versiegelte und Islamisten die Häuser der Kopten dort in Brand setzten. Auch hätten amselben Tag Fanatiker 45 christliche Schüler dort daran gehindert, in die Schule zu gehen. In den Lehrbüchern für den islamischen Religionsunterricht, deren Redaktion noch die Universität Al Azhar kontrolliert, werden junge Muslime immer noch gegen ihre Mitbürger anderes Glaubens aufgehetzt. „Ich hoffe immer noch, dass die Al Azhar Universität ihre Lehre revidiert und die Hasslehre eliminiert“, sagt Klada im Interview mit ZENIT. Die ägyptische Regierung habe versucht, den Papstbesuch für sich zu nutzen, ohne sich dabei zu bewegen. „Ich bin sicher, dass ohne Druck des Westens die ägyptische Regierung gegenüber der christlichen Minderheit hart bleibt“, sagt der koptische Menschenrechtsaktivist.