Mit traditionellem Glockengeläut aller teilnehmenden Kirchen wird am 9. Juni 2017 kurz vor 18 Uhr die 13. Auflage der „Langen Nacht der Kirchen“ eröffnet.
In Wien beginnt die Veranstaltung bereits um 16.00 Uhr mit dem von CSI („Christian Solidarity International“) organisierten Schweigemarsch für verfolgte Christen. Der stille Zug beginnt am Stephansplatz und geht zur Augustinerkirche am Josefsplatz, wo die offizielle Eröffnung der „Langen Nacht der Kirchen“ mit einem feierlichen ökumenischen Wortgottesdienst stattfindet. Kardinal Christoph Schönborn und der lutherische Bischof Michael Bünker haben ihre Teilnahme zugesagt.
650 Kirchen österreichweit bleiben an diesem Freitagabend bis in die Nachtstunden geöffnet und laden alle Neugierige und Interessierte ein, um ihre oft verborgenen Räumlichkeiten zu erkunden und die rund 3000 gebotenen Veranstaltungen zu besuchen.
Das Schwerpunktthema Reformation wird im 500. Jubiläumsjahr von einigen Kirchen aufgegriffen. Die Themenvielfalt reicht von Führungen, Lesungen, Konzerten, Diskussionen und Ausstellungen bis hin zu Gottesdiensten unterschiedlicher Arten.
Die Evangelische Pfarrgemeinde Wien-Hetzendorf präsentiert zum Beispiel einen fiktiven Briefwechsel zwischen Martin Luther und Papst Franziskus mit biblischen Erzählfiguren und Musik unter dem Titel „Was ich dich schon immer fragen wollte …“.
Das Wiener Bibelzentrum lädt zu einer Reise in die Zeit der Reformation und rund um die Welt ein: Mit Lutherbier und Lutherwaffeln, einer neuen Ausstellung „Bibel und Reformation“ und einer musikalischen Lesung mit Künstlern aus Indien, Nigeria und Chile, die Bibeltexte in verschiedenen Sprachen vortragen und erzählen, was ihnen die Bibel bedeutet.
Einen der Höhepunkte der Wiener „Langen Nacht der Kirchen“ bietet die St. Johann Nepomuk Kirche mit dem „Late Night Talk – 500 Jahre Reformation und mehr … Ein Gespräch zwischen den beiden Bischöfen“ mit Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Michael Bünker. Sie sprechen über die Reformation, über Trennendes und Schwieriges im Laufe der Geschichte und heute, über Christsein in Zukunft, die Sorgen und Freuden und den christlichen Glauben in der Gesellschaft von heute.
Einige Pfarren knüpfen an das immer aktuelle Thema der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus an. Seine 2015 veröffentlichte Enzyklika „Laudato si’. Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ hat für ein großes weltweites, bis heute andauerndes Echo gesorgt.
Die Wiener Pfarre St. Andreas in Hütteldorf widmet den ganzen Abend der päpstlichen Enzyklika und ihren Themen „sozial – öko –fair“. Auch im Innsbrucker Dom St. Jakob findet eine Lesung mit Musik statt, in der berührende, kritische und ermutigende Zitate aus „Laudato si’‘“ vorgetragen werden und den Textpassagen während der Musikstücke Raum zum Nachklingen gegeben wird.
Die „Lange Nacht der Kirchen“ wird von den Kirchen des Ökumenischen Rates veranstaltet. Dazu zählen neben römisch-katholischer und evangelischer Kirche auch weniger bekannte Konfessionen wie die anglikanische, griechisch-orthodoxe, griechisch-katholisch Kirche und viele andere. So ergibt sich an einem Abend die Möglichkeit, byzantinische Liturgie bzw. Liturgie in altarmenischer Sprache mit traditioneller kirchlicher Musik kennen zu lernen. Aber auch in einer römisch-katholischen Kirche wie der Minoritenkirche in Wien können Besucher eine nicht so bekannte Art und Weise, Gottesdienst zu feiern, erleben, nämlich ein Fünfherrenamt im überlieferten römischen Ritus in lateinischer Sprache.
„Die ‚Lange Nacht der Kirchen’ ist eine wunderbare Chance, das Eigene, Wertvolle, den Schatz der jeweiligen Tradition anschaulich zu machen und doch ist es EINE Veranstaltung, das eine gemeinsame Anliegen: Kirche in der Öffentlichkeit ins Gespräch zu bringen, der Gesellschaft den Wert der Religion und des Glaubens an Christus anzubieten“, betonte der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki bei der Pressekonferenz Ende Mai.
Mittlerweile hat die „Lange Nacht der Kirchen“ die österreichischen Grenzen überschritten. Solche Veranstaltungen finden seit einigen Jahren in den Nachbarländern wie Tschechien, Schweiz, Slowakei, Südtirol und Ungarn sowie im weit entfernten Estland statt.