Der Oberrabbiner von Galizien, Edgar Gluck, ist am Montag zu einer 45-minutigen Privataudienz mit Papst Franziskus zusammengetroffen, wie “Yeshiva World News” (YWN) berichtet.
Beide kennen sich seit dem Besuch des Papstes in Krakau anlässlich des Weltjugendtags im vorigen Jahr. Der Rabbiner hatte dabei insbesondere auf die Schändung von jüdischen Friedhöfe in Europa und weltweit hingewiesen. Der Papst hatte nun dazu eingeladen, ihr Gespräch im Vatikan fortzusetzen, wie es weiter in der Meldung hieß.
An der Begegnung, die musikalisch von zwei jungen Musikern umrahmt wurde, nahm auch der Sohn des Rabbiners, Zvi Gluck, teil. Er ist Gründer und Direktor von Amudim, einer Hilfsorganisation, die sich für Opfer von Missbrauch und Menschen mit Süchten der jüdischen Gemeinde einsetzt. Rabbiner DovBer Pinson und andere wichtige Vertreter des orthodoxen aschkenasischen Rabbinats begleiteten sie.
Zvi Gluck sagte YWN, dass das Gespräch sich auf die Schändung von Friedhöfen konzentrierte und der Papst für strengere Regeln eintritt, um Aggressionen gegen jüdische Friedhöfe zu verhindern. Es wurde auch diskutiert, eine engere Verbindung zwischen religiösen Gruppen zu fördern. Der Papst bekräftigte nochmals seine „Null-Toleranz-Linie“ gegen Kindesmissbrauch. Ein Video zeigt, wie die Rabbiner zur Musik tanzten und sich der Papst im Rhythmus mitbewegte.
Rabbiner Gluck hat nicht zum ersten Mal einen guten Zugang zu einem Papst: Bereits Johannes Paul II. habe auf seine Anfrage hin „hinter den Kulissen“ viel Gutes gewirkt.
Rabbi Edgar Chaim Baruch Gluck wurde im Juni 1936 in Hamburg geboren wurde, hat es noch ein paar Monate, dass Franziskus. Er emigrierte nach Brooklyn und wurde in den Vereinigten Staaten ausgebildet. Seit 2008 ist er Mitglied des Rabbinats in Polen.
Über dieses eher außergewöhnliche Treffen eines Papstes mit orthodoxen Rabbinern, äußerte sich ein Kommentator dahingehend, dass es nicht verboten sei einen Papst zu treffen, wenn es „um berechtigte Fragen“ ginge.
Er führte als Beispiel ein Treffen der jüdischen Würdenträger mit Papst Calixtus II. an, der daraufhin die christlichen Gemeinden in Europa in der Bulle „Sicut Judaeis“ von 1123 aufforderte, die Juden zu schützen. (mk)