Fünf Mittäter eines Lynchmordes an einem christlichen Ehepaar in Pakistan sind am Mittwoch zum Tode verurteilt worden. Acht weitere Angeklagte in dem Fall müssen für zwei Jahre hinter Gittern. Der Richter am Anti-Terrorismus-Gericht, Chaudry Muhammad Azam, kam zu der Überzeugung, dass es mindestens fünf Rädelsführer gab, die rund 400 Anwohner über den Lautsprecher einer Moschee zusammenriefen und zu Gewalt anstachelten, die in einer regelrechten Menschenjagd gipfelte.
Die beiden Opfer, Shama Bibi (26) und Shahzad Masih (28), waren Ziegeleiarbeiter in Kot Radha Kishan nahe der Stadt Kasur in der Provinz Punjab. Anfang November 2014 kamen Gerüchte auf, sie hätten Seiten aus einer Koranausgabe verbrannt. Sie versuchten zu fliehen, aber der Eigentümer der Ziegelei, wo sie arbeiteten, ließ sie festhalten. Sie suchten schließlich auf dem Gelände in einem Raum Unterschlupf, in den der Mob übers Dach eindrang.
Die Aufgehetzten rissen ihnen die Kleider vom Leib, schlugen sie halbtot und zerrten sie um die Anlage herum. Polizisten, die sie von dem grausamen Vorgehen abhalten wollten, nahmen die Täter als Geiseln. Anschließend stießen sie die Eheleute in einen Ziegelofen, wo sie lebendig verbrannten. Die Ermittlungen kamen erst nach massivem Druck christlicher Rechtsanwälte in Fahrt. Der wesentlich Beteiligte Eigentümer der Ziegelei kam am 16. April gegen Kaution frei.
Die drei Kinder der Opfer im Alter von drei, fünf und sieben Jahren, die Zeugen des grausamen Verbrechens wurden, entkamen schließlich mit Hilfe einer Tante. Ihre Interessen vertritt die pakistanische Rechtsanwältin Aneeqa Anthony, die im Juni Papst Franziskus auf Vermittlung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) einen von den Kindern bemalten Ziegelstein, quasi als „Stein des Anstoßes“, überreichen durfte.
Als „barbarischen Akt“ hatte seinerzeit Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, die Tat bezeichnet und islamische Autoritäten aufgefordert, sie zu brandmarken.