In einer gemeinsamen Erklärung haben Vertreter mehrerer Religionsgemeinschaften den Putschversuch und das Blutvergießen in diesem Zusammenhang am vergangenen Samstag in der Türkei verurteilt. Sie riefen dazu auf, dass Liebe, Frieden und Gerechtigkeit in dem Land herrschen mögen. Die gemeinsame Erklärung unterzeichneten neben dem Präsidenten des Amtes für religiöse Angelegenheiten Mehmet Görmez, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., Großrabbiner Rav Izak Haleva, Aram Atesyan, Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche, der syrisch-orthodoxe Metropolit Yusuf Cetin und der syrisch-katholische Patriarchalvikar Yusuf Sag. Die Vereinigung der Türkischen Protestantischen Kirchen forderte in einer Stellungnahme zu einem weisen Vorgehen sowie Verständnis für die Staatsführung und Gebet auf. Die christliche Minderheit macht nur etwa 0,2 Prozent der etwa 78 Millionen türkischen Staatsbürger aus.
In der Vergangenheit litten gerade die religiösen Minderheiten in der Türkei in Situationen politischer Instabilität. Auch in der Nacht des Putsches ereigneten sich Angriffe auf Kirchen der christlichen Minderheit. Eine Gruppe Unbekannter, rund zehn Personen, schlug mit Pflastersteinen Fenster der Marienkirche in Trabzon an der Schwarzmeerküste ein und versuchte anschließend, in das Gotteshaus einzudringen. Die Kirche war am 5. Februar 2006 Tatort des Mordes an dem katholischen Pfarrer Andrea Santoro. Vergleichbares geschah mit der evangelischen Kirche in Malatya, die Glasplatten in der Tür zerschlagen wurden. In der ostanatolischen Provinzhauptstadt wurden am 18. April 2007 drei christliche Mitarbeiter eines Bibelverlags grausam ermordet.
Der jüdische Vize-Bürgermeister des Istanbuler Stadtteils Sisli, Cemil Candas von der der sozialdemokratischen Oppositionspartei CHP, wurde am Montag in seinem Büro niedergeschossen und erlag seinen Schussverletzungen.